Leben mit einem beeinträchtigten Kind
Eltern von Kindern mit Behinderung tragen viel Verantwortung im Alltag
Ein Kind mit Behinderung großzuziehen, bedeutet für viele Eltern, täglich über sich hinauszuwachsen. Neben dem Familienalltag stemmen sie oft auch medizinische Versorgung, Therapien, Anträge und Gespräche mit Ämtern. Diese Verantwortung ist mit viel Liebe und Engagement verbunden – aber auch mit hohen körperlichen und seelischen Belastungen. Viele Eltern stellen ihre eigenen Bedürfnisse zurück, weil sie das Gefühl haben, funktionieren zu müssen.
Doch um dauerhaft für andere da sein zu können, ist Selbstfürsorge entscheidend. In Nordrhein-Westfalen gibt es zahlreiche Angebote, die Eltern entlasten, stärken und begleiten – im Alltag wie auf emotionaler Ebene. Dieser Beitrag zeigt, wie Selbstfürsorge gelingen kann – und welche Beratungsangebote und Netzwerke betroffene Familien in NRW unterstützen.
Selbstfürsorge beginnt im Kleinen
Viele Eltern kennen das Gefühl: Die Bedürfnisse der Kinder, insbesondere wenn eine Behinderung vorliegt, stehen an erster Stelle. Die eigene Erholung kommt oft zu kurz. Oft sind aber schon kleine Veränderungen im Alltag wirkungsvoll, um neue Energie zu tanken. Denn Selbstfürsorge ist keine Nebensache, sie ist eine zentrale Voraussetzung, um mit den Herausforderungen des Alltags besser umzugehen.
Selbstfürsorge bedeutet nicht, sich zurückzuziehen. Sie bedeutet, sich selbst ernst zu nehmen. Und sie beginnt mit kleinen Schritten – angepasst an die eigene Familiensituation.
Diese Tipps können Ihnen dabei helfen:
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Bewusste Pausen einplanen
Selbst kurze Auszeiten – etwa ein Spaziergang, ein entspannte Tasse Tee oder das Führen eines Tagebuches – können helfen, den Kopf freizubekommen.
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Grenzen anerkennen
Niemand muss alles allein schaffen. Es ist in Ordnung, Aufgaben abzugeben oder Hilfe anzunehmen.
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Achtsamkeit im Alltag
Techniken wie Atemübungen, Achtsamkeitsrituale, bewusste Ruhephasen oder ein Moment der Stille können in belastenden Momenten wirksam unterstützen, innerlich zur Ruhe zu kommen.
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Eigene Interessen pflegen
Auch wenn wenig Zeit verfügbar ist – ein erfüllendes Hobby oder ein regelmäßiges Treffen mit Freunden und Freundinnen können eine wirksame Kraftquelle sein.
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Beratungs- und Entlastungsangebote nutzen
Persönliche und onlinebasierte Beratung durch Fachstellen helfen, konkrete Unterstützungsangebote zu finden und Hilfen zu identifizieren – oft kostenlos und vertraulich verfügbar. Eine Liste von Anlaufstellen, an die Sie sich wenden können, finden Sie weiter unten in diesem Beitrag.
Elternnetzwerke: Austausch und Unterstützung
Der Austausch mit anderen Eltern in ähnlichen Situationen kann entlasten, stärken – und liefert oft ganz praktische Tipps. Viele Mütter und Väter berichten, dass sie in Elternnetzwerken neue Kraft gefunden haben – weil sie sich dort verstanden fühlen.
In NRW gibt es eine Vielzahl an Netzwerken und Selbsthilfeorganisationen, in denen Eltern nicht nur miteinander in den Austausch gehen können, sondern auch emotionalen Rückhalt finden. Zum Beispiel:
Das KSL-Elternnetzwerk ist ein inklusives Netzwerk von Eltern für Eltern. Es richtet sich an Mütter und Väter von Kindern mit Behinderung – unabhängig von Art und Schwere der Beeinträchtigung. Ziel ist es, Eltern miteinander zu verbinden, Erfahrungen zu teilen und gemeinsam für eine inklusive Gesellschaft einzutreten. Die Koordinierungsstelle ist Teil der Kompetenzzentren Selbstbestimmt Leben (KSL) in NRW.
Der Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung NRW e. V. (lvkm.nrw) bietet Informationen, Schulungen und Austauschformate für Familien, Angehörige und Fachkräfte.
KOSKON (Koordination für Selbsthilfe-Unterstützung in NRW) vermittelt lokale Selbsthilfegruppen – auch zu spezifischen Krankheitsbildern oder Lebenslagen.
Wo finden wir Hilfe und Beratung?
Um die vielfältigen Herausforderungen im Leben mit einem behinderten Kind zu meistern, braucht es besondere Hilfe und Unterstützung von Mitmenschen und Fachleuten. In NRW gibt es viele Beratungsangebote, die gezielt auf die Bedürfnisse von Eltern von Kindern mit Behinderung ausgerichtet sind.
- Das Inklusionsportal NRW des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales bietet einen Überblick über Hilfsangebote, Aktivitäten und Beratungsstellen in Nordrhein-Westfalen.
- Der Pflegewegweiser NRW unterstützt pflegende Eltern mit Informationen zu Leistungen, Anträgen und regionalen Anlaufstellen.
- Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) berät Menschen mit Behinderung sowie ihre Angehörigen kostenfrei und wohnortnah – auch präventiv.
- Das Kindergesundheitsportal des BIÖG stellt einen Wegweiser für Familien mit behinderten oder chronisch kranken Kindern bereit.
- Der Familienratgeber der Aktion Mensch informiert umfassend zu Themen rund um Teilhabe, Inklusion und regionale Unterstützungsangebote.
- Die Lebenshilfe beantwortet viele Fragen rund um das Leben mit einem behinderten Kind – und zeigt, welche Angebote es vor Ort gibt.
- Beratung der Behindertenhilfe und unterstützende Dienste bietet auch das Deutsche Rote Kreuz an. Auf den Seiten des DRK-Verbandes können Sie sich über örtliche Hilfsprogramme informieren.
- Die Caritas NRW unterstützt Menschen in vielfältigen Formen der Behindertenhilfe, damit sie ihr Leben möglichst selbständig führen können. Daneben stärkt Beratung die persönlichen und sozialen Kompetenzen. Auf der Homepage erhalten Sie ausführliche Informationen zu den Angeboten des kirchlichen Wohlfahrtsverbands.
- Der Paritätische NRW bildet das Dach von rund 3.200 Organisationen im Bereich der Sozialen Arbeit. Dazu zählen Hilfen der Frühförderung, Teilhabe und Inklusion sowie die offene Behindertenhilfe.