Endlich trocken
Von der Windel zum Töpfchen: So gelingt es
Der Schritt vom Wickeltisch zum Töpfchen ist für Kinder und Eltern ein bedeutender Meilenstein. Doch wie gelingt das Trockenwerden stressfrei? Ob Windelfrei, Töpfchentraining oder einfach abwarten – in diesem Artikel erfahren Sie, welche Methoden es gibt, worauf sie achten sollten und wie sie ihr Kind liebevoll auf dem Weg zur Windelfreiheit begleiten können.
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr fragen sich die meisten Eltern: „Wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit dem Trockenwerden zu beginnen?“ Tatsächlich gibt es kein festes Alter und nicht den einen richtigen Zeitpunkt, denn jedes Kind entwickelt sich individuell. Der beste Zeitpunkt ist, wenn Ihr Kind dafür bereit ist. Manche Kinder zeigen schon im zweiten Lebensjahr Interesse am Töpfchen, andere brauchen bis zum dritten Lebensjahr oder nachts bis zum 5. Lebensjahr eine Windel. An folgenden Signalen können Sie erkennen, dass Ihr Kind bereit ist für den nächsten Entwicklungsschritt:
- Ihr Kind will wissen, was auf der Toilette passiert.
- Ihr Kind möchte die Windel nicht mehr tragen.
- Ihr Kind fühlt sich unwohl, wenn die Windel nass oder voll ist.
- Ihr Kind sagt an, wenn es „Pipi“ muss.
- Ihr Kind möchte die Spülung betätigen.
- Ihr Kind bleibt für eine gewisse Zeit trocken, vor allem tagsüber.
Bis ein Kind zuverlässig tagsüber und nachts sauber ist, dauert es seine Zeit. Wichtig für Eltern dabei ist, gelassen zu bleiben und die Entwicklung in kleinen Schritten bestmöglich zu unterstützen.
Methoden: Windelfrei, Töpfchentraining oder eine Kombination aus beidem
Es gibt verschiedene Wege, Kinder beim Trockenwerden zu unterstützen:
- Windelfrei: Hierbei verzichten Eltern phasenweise, zum Beispiel tagsüber, auf Windeln und achten stattdessen auf die Signale des Kindes. Diese Methode setzt eine gute Beobachtung und etwas Geduld voraus, kann jedoch zu einem sehr bewussten Umgang mit den natürlichen Bedürfnissen führen.
- Töpfchentraining: Bei dieser Methode setzen Eltern das Kind regelmäßig auf das Töpfchen – etwa nach den Mahlzeiten oder vor dem Schlafengehen. Wichtig ist, das Kind nicht unter Druck zu setzen, sondern es spielerisch heranzuführen.
- Kombinierte Ansätze: Viele Familien wählen einen Mittelweg. Sie benutzen Windeln, geben dem Kind aber auch die Möglichkeit, das Töpfchen kennenzulernen und bei Interesse zu nutzen.
Tagsüber und nachts: Das ist ein Unterschied
Während viele Kinder tagsüber recht schnell trocken werden, dauert es nachts oft länger. Ihr Kind muss erst lernen, den Harndrang während des Schlafs zu kontrollieren. Es ist daher völlig okay, wenn Ihr Kind nachts noch länger eine Windel braucht. Bleibt die Windel im Schlaf regelmäßig trocken, ist ihr Kind bereit, ohne auszukommen. So können Sie Ihr Kind unterstützen:
- Erinnern Sie Ihr Kind kurz vorm Schlafengehen daran, noch einmal in Ruhe auf das Töpfchen oder die Toilette zu gehen.
- Manche Kinder wachen nachts auf, wenn sie müssen. Stellen Sie ein Töpfchen im Kinderzimmer bereit oder beleuchten Sie den Weg zur Toilette mit einem Nachtlicht.
- Sie sollten Ihr Kind nachts nicht aktiv wecken und es zur Toilette bringen. Dann bleibt zwar das Bett trocken, aber Ihr Kind lernt nicht, allein durch den Harndrang aufzuwachen.
- Schützen Sie die Matratze mit einer wasserfesten Unterlage, falls nachts doch mal was in die Hose geht.
Praktische Tipps für Eltern
Der Weg zum Trockenwerden ist ein bedeutender Entwicklungsschritt für Ihr Kind. Vertrauen Sie auf seine natürliche Entwicklung und bleiben Sie entspannt. Diese Tipps können helfen:
- Signale erkennen: Beobachten Sie, wann Ihr Kind zur Toilette muss. Manche Kinder tippeln auf der Stelle oder kneifen die Beine zusammen, wenn die Blase voll ist. Andere hocken sich auf die Ferse oder fangen an zu drücken, wenn sich der Darm entleert.
- Vorbild sein: Nehmen Sie Ihr Kind mit auf die Toilette. Wenn Ihr Kind neugierig ist, erklären Sie, was geschieht und benennen Sie die Ausscheidungen.
- Nutzen Sie Hilfsmittel wie ein gut erreichbares Töpfchen im Kinderzimmer oder einen Toilettenaufsatz plus Trittschemel oder Hocker, damit es den Sitz selbstständig erreichen kann.
- Töpfchen oder Toilette: Lassen Sie Ihr Kind selbst entscheiden, ob es das Töpfchen oder die Toilette benutzen möchte. Viele Kinder möchten die Toilette benutzen wie die „Großen“.
- Selbstständigkeit erleichtern: Zeigen Sie Ihrem Kind, wie man das Höschen herunterzieht und sich richtig auf die Toilettenbrille oder das Töpfchen setzt.
- Wenn es schnell gehen muss: Achten Sie vor allem am Anfang auf bequeme Kleidung, die sich leicht ausziehen lässt.
- Lob und Motivation: Loben Sie Ihr Kind und feiern Sie kleine Erfolge, ohne dabei überschwänglich zu werden.
- Ein kleines Malheur ist kein Drama: Dass die Hose nass wird, kann anfangs immer mal wieder vorkommen, wenn Ihr Kind ins Spiel versunken ist, abgelenkt oder besonders aufgeregt ist. Schimpfen Sie nicht, sondern bleiben Sie gelassen, wenn etwas schief geht. Mit einem Satz Wechselkleidung ist das kleine Malheur schnell behoben.
- Üben Sie keinen Druck aus: Begleiten Sie Ihr Kind in seinem Tempo mit Geduld und Einfühlungsvermögen. Ständiges Nachfragen und ein frühes Sauberkeitstraining beschleunigt das Trockenwerden nicht, sondern führt eher zu Scham und einem negativen Umgang mit den eigenen Körperfunktionen.
- Stellen Sie keine Vergleiche an: Vergleiche mit Geschwistern oder anderen Kindern sollten Sie vermeiden. Der Übergang von Windel zum Trockenwerden dauert bei jedem Kind unterschiedlich lang. Bleiben Sie gelassen, wenn Ihr Kind etwas mehr Zeit braucht.
- Töpfchen-Lektüre lesen: Es gibt viele Bilderbücher zum gemeinsamen Lesen, die das Thema leicht und kindgerecht aufgreifen und Ihr Kind auf dem Weg zum Sauberwerden spielerisch begleiten.
Wo finden wir Hilfe und Beratung?
Wenn es Ihrem Kind schwerfällt, trocken und sauber zu werden, können Sie organische Ursachen in Ihrer kinderärztlichen Praxis abklären lassen. Hier erhalten Sie auch fachlichen Rat, wie Sie das Sauberkeitstraining einfühlsam unterstützen können.