Ablauf des Bewerbungsverfahrens
Pflegeeltern werden: So läuft das Bewerbungsverfahren ab
Sie möchten einem Kind oder Jugendlichen ein liebevolles neues Zuhause schenken und denken über eine Pflegeelternschaft nach? In diesem Beitrag erfahren Sie Schritt für Schritt, wie das Bewerbungsverfahren für Pflegeeltern abläuft – von der ersten Kontaktaufnahme mit einer Vermittlungsstelle über die Vorbereitungszeit bis zur Beratung, Begleitung und Unterstützung durch qualifizierte Fachkräfte. Verständlich erklärt und mit Blick auf das, was wirklich wichtig ist: das Wohl des Kindes und Ihre persönliche Entscheidung.
Kontakt aufnehmen und Informationen einholen
Der Weg zur Pflegeelternschaft beginnt mit der Frage: „Können wir einem Kind mit einer besonderen Lebensgeschichte ein sicheres, neues Zuhause geben?“ Wenn Sie diesen Gedanken ernsthaft verfolgen, ist der erste Schritt die unverbindliche Kontaktaufnahme mit dem örtlichen Jugendamt oder einem anerkannten freien Träger der Jugendhilfe.
In einem Erstgespräch erhalten Sie grundlegende Informationen, können Fragen stellen und erste Überlegungen zur persönlichen Eignung und Motivation besprechen. Viele Träger bieten auch regelmäßige Informationsabende oder Online-Veranstaltungen an, bei denen Sie sich einen Überblick verschaffen können, was es bedeutet, eine Pflegeelternschaft zu übernehmen. Einen ersten Überblick bietet der Beitrag “Pflegeeltern werden – was bedeutet das?” hier auf dem Familienportal.NRW.
Entscheiden Sie sich für den nächsten Schritt, werden Sie von nun an von erfahrenen Fachkräften des Jugendamtes oder des freien Trägers der Jugendhilfe begleitet und auf die verantwortungsvolle Aufgabe einer Pflegefamilie vorbereitet. Dazu gehören persönliche Gespräche, Hausbesuche und gezielte Vorbereitungsseminare, um sicher zu stellen, dass die Pflegeeltern für die Aufnahme eines Kindes geeignet sind. Bei diesem Schritt geht es noch nicht um ein konkretes Kind.
Hausbesuche und persönliche Gespräche
Fachkräfte des Jugendamtes oder des freien Trägers möchten Sie persönlich kennenlernen und besuchen Sie in Ihrer häuslichen Umgebung. Dabei machen sie sich ein Bild von Ihrem Familienalltag, Ihrer Wohnsituation und dem familiären Miteinander.
In Einzel- und Paargesprächen geht es um solche und ähnliche Themen:
- Ihre Vorstellung vom Leben mit einem Pflegekind
- Ihre Motivation zur Aufnahme eines Pflegekindes
- Ihre Belastbarkeit und vorhandene zeitliche Ressourcen
- Ihre bisherigen Erfahrungen im Umgang mit Kindern
- Mögliche Auswirkungen auf den bisherigen Alltag und die Veränderungen der Familiendynamik nach der Aufnahme eines Pflegekindes
- Ihre Haltung zum Umgang mit der leiblichen Familie
In den Gesprächen gewinnen Sie gemeinsam mit den Fachkräften eine Einschätzung, ob eine Pflegeelternschaft für Sie passend ist und in welcher Form.
Die Teilnahme an Vorbereitungsseminaren ist verpflichtend
Um sich auf das zukünftige Leben mit einem Pflegekind bestmöglich vorzubereiten, nehmen Sie an Schulungen und Vorbereitungskursen teil. Diese regionalen Kurse werden meist als Abend- oder Wochenendveranstaltungen angeboten.
In diesen Seminaren werden Sie von erfahrenen Fachkräften intensiv auf Ihre künftige Rolle eingestimmt. Die vorbereitenden Seminare haben u.a. folgende Inhalte:
- Vermittlung von Grundwissen
- Rollen, Aufgaben und Herausforderungen als Pflegefamilie
- Rechte und Pflichten von Pflegefamilien
- Zusammenarbeit mit dem Jugendamt oder dem freien Träger
- Zusammenarbeit mit der leiblichen Familie
- Bindungstheorie und Bindungsverhalten
- Umgang mit psychischen Belastungen und Traumata von Pflegekindern
- Integration von Pflegekindern in die Pflegefamilie
- Selbstreflexion als Grundlage für die persönliche Entscheidungsfindung
- Gestaltung der Eingewöhnungsphase
- Erfahrungsaustausch mit anderen Bewerberinnen und Bewerbern
Die Vorbereitungsseminare dienen dazu, künftige Pflegeeltern gut auf die Herausforderungen und die Besonderheiten vorzubereiten, die ein Pflegekind mitbringen kann.
Erforderliche Nachweise und Unterlagen
Während der Vorbereitungsphase sind einige Nachweise und formale Unterlagen einzureichen:
- Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses der Pflegeeltern
- Ärztliches Gesundheitszeugnis der Pflegeeltern
- Nachweis eines gesicherten Einkommens (damit soll sichergestellt werden, dass der Lebensunterhalt gewährleistet ist und finanzielle Aspekte bei der Aufnahme des Kindes keine Rolle spielen)
- Nachweis, dass ausreichend Wohnraum zur Verfügung steht
- Ggfs. Lebenslauf/Lebensbericht und/oder eine persönliche Stellungnahme
Eine pädagogische Ausbildung der Pflegeeltern ist keine Voraussetzung für die Aufnahme eines Pflegekindes.
Die Eignungseinschätzung
Auf Grundlage der Gespräche, Hausbesuche, Unterlagen und der Seminarteilnahme erstellen die Fachkräfte eine fachliche Einschätzung Ihrer Eignung als Pflegefamilie. Wird diese positiv bewertet, können Sie offiziell als geeignete Pflegeeltern in den regionalen Pflegeelternpool aufgenommen werden. Von da an heißt es: warten auf das passende Kind. Denn nicht jedes Pflegekind passt in jede Pflegefamilie – das sogenannte Matching-Verfahren berücksichtigt sowohl die Bedürfnisse des Kindes als auch Ihre Möglichkeiten und Ressourcen als Pflegefamilie. Grundsätzlich gilt aber: Es wird eine passende Pflegefamilie für das Kind gesucht und nicht umgekehrt.
Was Sie wissen sollten
Das Bewerbungsverfahren für eine Pflegeelternschaft ist ein gemeinsamer Prozess zur Klärung, Vorbereitung und Stärkung Ihrer Kompetenzen als zukünftige Pflegefamilie. Sie erhalten während der gesamten Vorbereitungsphase Raum für Ihre Fragen, Unterstützung für Ihre Entscheidung und die Möglichkeit, sich mit Fachkräften und anderen künftigen Pflegefamilien über die Herausforderungen der Aufnahme eines Pflegekindes auszutauschen. Haben Sie den Mut zur Pflegefamilie und machen Sie den ersten Schritt, wenn Sie bereit sind, einem Kind einen sicheren und liebevollen Lebensort zum Leben und Wachsen zu bieten.
Dauerhafte Beratung und Unterstützung für Pflegefamilien
Pflegefamilien werden dauerhaft und kontinuierlich beraten – auch über die Vermittlung und Eingewöhnungsphase hinaus. Nach der Aufnahme eines Pflegekindes stehen Ihnen die qualifizierten Fachkräfte des Jugendamtes oder des freien Trägers weiterhin beratend und unterstützend zur Seite. Sie können die Fachkräfte jederzeit ansprechen. Besonders in schwierigen Phasen, bei Konflikten oder im Umgang mit der leiblichen Familie helfen die professionellen Fachkräfte mit dem Ziel, die Beziehung zum Pflegekind und eine positive Entwicklung zu fördern.