Pflegeeltern werden
Pflegeeltern werden: Was bedeutet das?
Pflegeeltern bieten Kindern, die vorübergehend oder dauerhaft nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können, ein stabiles und liebevolles Zuhause. Dafür werden geeignete Pflegefamilien mit unterschiedlichen Kompetenzen und Lebensentwürfen gesucht. Doch was genau steckt hinter der Pflegeelternschaft – und wie kann man überhaupt Pflegeeltern werden? Dieser Beitrag klärt Begrifflichkeiten und gibt Interessierten einen verständlichen Kurzüberblick.
Pflegefamilie werden – mit einer guten Vorbereitung
Haben Sie Interesse an der Aufnahme eines Pflegekindes? Vielleicht möchten Sie eine Familie gründen oder Ihre Familie vergrößern? Vielleicht möchten Sie mit Ihrem Herz für Kinder etwas Sinnstiftendes tun oder sich sozial engagieren? Gründe für die Aufnahme eines Pflegekindes in der Familie gibt es viele. Zunächst ist es wichtig, sich mit den eigenen Vorstellungen, Erwartungen und Voraussetzungen vertraut zu machen und zu erfahren, wie der Vorbereitungsprozess aussehen kann. Der Pflegekinderdienst in Ihrer Stadt, das Jugendamt oder ein freier Träger in der Jugendhilfe begleitet Sie dabei auf dem Weg zu einer individuellen Entscheidung und ist auch mit Rat und Unterstützung an Ihrer Seite, wenn ein Pflegekind in Ihrer Familie lebt.
Was heißt es, Pflegefamilie zu sein?
Als Pflegefamilie begleiten Sie ein Kind ein Stück seines Lebensweges. Diese Aufgabe ist sinnstiftend und schön, kann aber auch zeitweise herausfordernd sein. Sie übernehmen damit eine wichtige Aufgabe im Kinderschutz und bieten Kindern, deren Eltern aus verschiedenen Gründen überfordert sind, eine sichere und liebevolle Umgebung zum Aufwachsen. Das kann für eine bestimmte Zeit sein oder dauerhaft. Dabei bleibt die Beziehung des Kindes zu seinen Eltern und Verwandten oftmals wichtig. Pflegekinder bleiben rechtlich Teil ihrer leiblichen Familie. Das unterscheidet die Pflegefamilie grundlegend von einer Adoption.
Pflegeelternschaft, Adoption, Vormundschaft – was ist der Unterschied?
Die Begriffe beschreiben unterschiedliche Formen der Betreuung von Kindern, die nicht in ihrer leiblichen Familie leben können:
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Pflegeelternschaft
Bei einer Pflegeelternschaft wird ein Kind in eine Familie aufgenommen, die nicht seine leibliche Familie ist. Die Pflegeeltern betreuen und erziehen das Kind. Die rechtliche Verantwortung, also das Sorgerecht, verbleibt aber in der Regel beim Jugendamt oder den leiblichen Eltern. Die Kinder haben Besuchskontakte zu ihren Eltern, wenn es dem Kindeswohl nicht schadet.
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Adoption
Bei einer Adoption wird das Kind dauerhaft Teil der neuen Familie. Hier geht das vollständige Sorgerecht sowie alle Rechte und Pflichten auf die Adoptiveltern über.
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Vormundschaft
Eine Vormundschaft wird vom Familiengericht angeordnet, wenn die Eltern ihr Sorgerecht derzeit nicht ausüben können. Das Sorgerecht wird dann auf eine andere Person übertragen, die für das Pflegekind alle wesentlichen Angelegenheiten entscheidet, z.B. wo es lebt, wo es zur Schule geht oder welche medizinischen Behandlungen erfolgen sollen. Eine Vormundschaft kann von einer Person vom Jugendamt, einer freiberuflichen Person oder auch von Pflegepersonen übernommen werden, wenn das Kind dort auf Dauer lebt.
Welche Formen der Pflegeelternschaft gibt es?
Je nach Situation und Bedarf des Kindes lassen sich folgende Formen unterscheiden:
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Vollzeitpflege
Das Kind lebt dauerhaft oder für einen längeren Zeitraum bei der Pflegefamilie, oft bis zur Volljährigkeit.
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Kurzzeitpflege
Das Kind verbringt eine begrenzte Zeit in der Pflegefamilie, wenn die Eltern sich vorübergehend nicht um das Kind kümmern können, zum Beispiel aufgrund einer Krankheit oder eines Kuraufenthaltes oder infolge anderer Familienkrisen. Das Kind kehrt in der Regel nach der Kurzzeitpflege zurück in seine Familie.
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Bereitschaftspflege
Bei der Bereitschaftspflege handelt es sich um eine kurzfristige und vorübergehende Notunterbringung infolge einer Inobhutnahme in Krisensituationen – oft nur für wenige Tage oder Wochen. Nach der Klärung der weiteren Perspektive kehren die Kinder entweder zu ihren Eltern zurück oder werden in eine andere Form der Betreuung vermittelt. Als Pflegefamilie in der Bereitschaftspflege müssen Sie sich auf kurze, befristete Beziehungen einstellen.
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Verwandtenpflege oder Netzwerkfamilie
Ein Kind, dass nicht bei seinen Eltern leben kann, wächst bei Verwandten auf, zum Beispiel bei den Großeltern, einer Tante oder bei Bekannten der Eltern, mit denen sie nicht verwandt sind.
Wo finden Pflegefamilien Hilfe und Beratung?
Bei allen Fragen rund um die Pflegeelternschaft wenden Sie sich am besten direkt an Ihr zuständiges Jugendamt, den Pflegekinderdienst in Ihrer Stadt oder einen anerkannten freien Träger.
Ihr Jugendamt vor Ort finden Sie über unseren Familienlotsen hier auf dem Familienportal.NRW mit wenigen Klicks.
Im Internet finden Sie ausführliche Informationen zur Pflegeelternschaft beim PFAD Bundesverband. Die Interessenvertretung der Pflegefamilien bündelt auf ihrem Portal u.a. Infos für interessierte Pflegeeltern, Erfahrungsberichte und ein Online-Programm zur Stärkung von Pflegefamilien.
Der Verein PAN Pflege- und Adoptivfamilien NRW e.V. bietet fachliche Informationen, Austausch und Beratung rund um das Thema Adoption und setzt sich für die Interessen von Adoptiv- und Pflegefamilien ein.