Junge Väter

Unterstützung auf dem Weg in das Leben mit Kind 

Text zuletzt aktualisiert: 06.06.2024

Im Wechselbad der Gefühle als junger Vater

Vatersein ist eine neue und unbekannte Herausforderung. Wer in einem jungen Alter Vater wird, erlebt in den ersten Wochen und Monaten eine Achterbahn an Gefühlen: Freude, Glück, Unsicherheit sowie Überforderung liegen eng beieinander und bestimmen den Alltag. In diesem Artikel finden Sie hilfreiche Tipps für einen guten Start in das Familienleben mit Kind.

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Und plötzlich ist das Leben anders

Ein Baby zu haben verändert alles – das gilt für alle Erstväter gleichermaßen, besonders aber für Männer, die in einem jungen Alter Vater werden. Gleichaltrige Freunde und Bekannte denken womöglich noch gar nicht über Kinder nach, weil sie mit Ausbildung, Uni, Jobeinstieg und der allgemeinen Lebensfindung beschäftigt sind. Während sich das Leben Ihres Freundeskreises um Party und Reisen dreht, kümmern Sie sich plötzlich um ein kleines Lebewesen, das Ihre ganze Aufmerksamkeit verlangt.  

Das Gefühl, etwas verpassen zu können, ist in diesem Moment ganz normal. Und auch, dass Sie sich anfangs vor allem überfordert fühlen. Die gute Nachricht ist: So geht es jedem, der das erste Kind bekommt. Haben Sie Geduld. Ihr Leben ist keinesfalls vorbei, ganz im Gegenteil: Jung Vater zu werden hat Vorteile. Die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen, gibt Ihrem Leben eine andere Ausrichtung. Neue und bereichernde Perspektiven öffnen sich. Wenn Sie mit anderen jungen Vätern über Vaterthemen sprechen, aber auch über das, was Sie ansonsten interessiert, werden Sie schnell merken: Jung Vater zu sein, ist sehr bereichernd! Und wenn Ihr Kind größer und selbständiger wird, sind Sie immer noch jung und fit. 

Tipps für junge Väter

Die Geburt eines Kindes ist ein bedeutendes Ereignis im Leben und eine Herausforderung für jede Beziehung. Als Vater geht man oft anders mit den Kindern um als die Mutter. Und das ist gut so!

Babys lieben und brauchen diesen Unterschied. Das Zusammenspiel aus Bauchgefühl und Intuition ist oft ein guter Ratgeber. So findet jeder seinen eigenen Weg. Jens Fechtemeier, Väterberater und Projektkoordinator „Jup! Power für junge Papas”, gibt Tipps für Ihr neues Vatersein:

  • Der ruhende Pol
    Wenn Ihre Partnerin und das gemeinsame Baby nach Hause kommen, müssen Sie sich erstmal kennenlernen. Alles ist neu und spannend. Ein Baby lässt einen oft alles andere vergessen. Solange es noch keinen Vaterschaftsurlaub gibt, ist es hilfreich, frei zu haben und die neuen Eindrücke sowie die Momente zu genießen. Klar, stillen geht nicht, aber alles andere wie wickeln, waschen, anziehen und die Flasche geben kann der Vater genauso gut wie die Mutter: Aufgabenteilung ist eine große Hilfe. Die Hebamme hilft Ihnen bei Unsicherheiten und hat oft gute „Lifehacks“, mit denen Sie die Bindung zu Ihrem Baby stärken können.
  • To-Do's
    Natürlich steht auch „Papierkram“ an. Was Sie nicht schon vor der Geburt erledigen konnten, muss jetzt organisiert werden: Anmeldung des Kindes beim Standesamt, Kindergeld, Elterngeld und vieles mehr. Manches funktioniert schon online, aber Ihre Partnerin freut sich bestimmt über jeden Behördengang, den Sie ihr abnehmen. Wenn Sie trotzdem unsicher sind: Beratungsstellen wissen, was zu erledigen ist und hier auf dem Familienportal.NRW gibt es Checklisten, die Ihnen den Überblick erleichtern.
  • Partnerschaft
    Nach der Geburt verändert sich oft die Partnerschaft. Das ist normal, schließlich gibt es neue Aufgaben und es kommen andere Rollen auf Sie und Ihre Partnerin zu. Oft weiß man auch nicht, ob man alles richtig macht; der Schlafmangel lässt Mutter und Vater gereizter werden und dann kann der Geduldsfaden schon mal reißen. Auch für Väter ist es jetzt hilfreich, genau das zu benennen, zum Beispiel: „Ich bin müde“, „ich fühle mich unsicher“ oder „ich kann nicht mehr!“ Oftmals geht es Ihrer Partnerin genauso und Sie verstehen besser, was beiden jetzt guttut und können sich gegenseitig bestärken. Ihr Baby dankt es Ihnen! Und wenn es doch mal nicht so funktioniert wie gewünscht: Väter- und Männerberatungen helfen Ihnen gern weiter!
  • Freizeit
    Freie Zeit ist für beide Elternteile sehr wichtig. Jede(r) muss mal Luft holen und Kraft tanken. Deshalb ist es super, Aufgaben nach den unterschiedlichen Stärken aufzuteilen. Die eigenen Hobbys und Interessen beizubehalten, schafft Energie. Eine Absprache könnte zum Beispiel sein, dass Ihre Partnerin und Sie je einen festen Abend in der Woche haben, um Sport zu machen oder Freundinnen und Freunde zu treffen. Viele Väter haben Spaß daran, die Zeit mit Ihrem Kind auch mal allein zu verbringen und die Herausforderungen aktiv anzunehmen. Auch so sind Sie ein wichtiger Familienfaktor.
  • Geduld und Gelassenheit
    Viele Väter fragen sich immer wieder, wie man die vielen neuen Aufgaben und Erwartungen schaffen soll, um der Rolle als aktiver Vater gerecht zu werden. Ein guter Rat lautet: Geduld! Niemand ist perfekt und keiner kann alles beim ersten Mal. Oft dauert es einige Wochen oder Monate, bis sich alles eingespielt hat und Ihnen die neuen Aufgaben leichter fallen. Nicht selten spielen auch die Gefühle nach der Geburt verrückt. Die Hormonumstellungen nach der Schwangerschaft können bei Müttern vorübergehend zu Stimmungsschwankungen führen. Es kommt vielleicht vor, dass Ihre Partnerin gereizt oder traurig ist, wenn etwas nicht so gut funktioniert, z.B. das Stillen. Ihr männliches Verständnis für diese kleinen Gefühlsausbrüche, Ihre Gelassenheit und wenn Sie gerade dann mit einer liebevollen Umarmung reagieren, ist das ein schönes Gefühl für Ihre Partnerin und Ihre Beziehung.

„Väter können alles – außer stillen!“

„Von heute auf morgen hat sich mein Leben total umgekrempelt“, berichtet Rafael* von dem einschneidendsten Erlebnis in seinem bisherigen Leben. Es war der 17. Januar 2023. „Dieses Datum werde ich nie vergessen“, behauptet der junge Vater, der völlig unerwartet mit der Situation konfrontiert wird, die vollständige Erziehungsverantwortung für seinen Sohn übernehmen zu müssen. Er ist gerade beruflich im Ruhrgebiet unterwegs, als er einen Anruf aus dem Eltern-Kind-Haus bekommt, in dem die Mutter zusammen mit dem gemeinsamen Sohn lebt. Er müsse sein Kind kurzfristig abholen, wird ihm am Telefon mitgeteilt, oder es komme innerhalb der nächsten 48 Stunden in eine Pflegefamilie. Was genau damals vorgefallen ist, weiß er nicht, nur dass die Mutter psychisch erkrankt und nicht in der Lage ist, sich um das Kind zu kümmern. Rafael muss von jetzt auf gleich über die eigene und die Zukunft seines Sohnes mit all seinen Konsequenzen entscheiden. Nico* ist da gerade mal acht Wochen alt. 

„Natürlich war ich geschockt, aber ich habe keine einzige Sekunde lang gezögert“, erzählt Rafael. Damals musste alles schnell gehen. Zum Glück zeigt der Arbeitgeber großes Verständnis für die Situation. Rafael kann sofort heimfahren und ist innerhalb von zwei Stunden bei seinem Sohn, um ihn in Empfang zu nehmen. „Das war schon ein komisches Gefühl mit Nico auf dem Arm. Ich hatte ja nichts – keine Baby-Ausstattung, kein Babybettchen, keine Möbel“, blickt er zurück. Er selbst wohnt zu diesem Zeitpunkt noch bei seinen Eltern, was sich allerdings als großer Segen herausstellt. Rafaels Mutter und Nicos Großmutter sind eine große Unterstützung beim Umsorgen des Babys, der Vater hilft anfangs bei den Behördengängen. Schließlich gibt es viel zu regeln.  

Beruflich, finanziell, wohnlich – alles ist von einem Tag auf den nächsten anders. Rafael muss sich um die Kinderbetreuung kümmern, seinem Beruf als Fernfahrer kann er derzeit nicht nachgehen. „Ich habe wirklich unterschätzt, wie viel Aufmerksamkeit so ein kleines Wesen einfordert“, gibt er zu. Fragen zur Babypflege, Ernährung, Entwicklung und Erziehung – alles muss er sich aneignen. Auch der Alltag will neu organisiert werden, samt unruhiger Nächte. Aber das funktioniert gut. Auch dank der Unterstützung in der Familie. Rafael nimmt Elternzeit, beantragt Elterngeld und hat inzwischen die Elternzeit mit Einverständnis seines Arbeitgebers auf drei Jahre verlängert. „Meinen Beruf als Fernfahrer vermisse ich schon sehr, natürlich auch die Freiheit, ungebunden zu sein. Aber das Lächeln meines Sohnes, wenn er morgens aufwacht und mich anlacht, das ist einfach das Schönste, was dir passieren kann und das entschädigt für alles“, freut er sich. Stolz erzählt der junge Vater über die gute Entwicklung seines Sohnes. Jeder Meilenstein ist ein Erfolg, zum Beispiel als Nico beginnt zu krabbeln, die ersten Laufschritte macht, oder das erste Mal „Papa“ sagt.  

Unterstützung bekommt der junge Vater aus dem Hilfesystem. Angebote wie den Familientreff mit Baby nimmt er gerne an, auch wenn er der einzige Vater unter Müttern ist. Vorbehalte hat Rafael keine. Im Gegenteil. Er sagt: „Wir Männer wollen es oft alleine machen. Aber das ist nicht der richtige Weg. Viel besser ist es, Hilfe anzunehmen, wo es Hilfe gibt.“ Im Familientreff bekommt er von einer Fachkraft den Rat, sich an die SKM-Beratung für junge Väter zu wenden. Dort gibt es das „Projekt JUP! – Power für junge Papas“, bei dem die Beratung und Begleitung von jungen Vätern im Fokus steht. Von dieser Hilfe hätte er sehr gern noch früher gewusst, sagt Rafael. Unkompliziert bekommt er den Männerberater Jens Fechtemeier vom SKM zur Seite gestellt. Zweimal wöchentlich treffen sich die beiden, um den Alltag des alleinerziehenden Vaters gut zu organisieren, Anträge bei Ämtern zu stellen, Gelder zu beantragen, Erziehungsfragen zu diskutieren und die Kinderbetreuung zu organisieren. Oder einfach nur mal bei einer Tasse Kaffee zu quatschen. Das Gespräch von Mann zu Mann ist wichtig. „Hilfe im Kopf“ nennt Rafael das. Es sei wertvoll, manchmal einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Und jemanden im Rücken zu wissen, auf den man sich verlassen kann, wenn Hilfe gebraucht wird.

Es sind diese kleinen Impulse, die Stolpersteine aus dem Weg räumen und auch bei Ämtern nützlich sind, zum Beispiel, wenn es um Bewilligungen geht. Auch für die nahe Zukunft hat Rafael schon konkrete Vorstellungen. Er will für sich und seinen Sohn ein schönes Zuhause in einem stabilen sozialen Umfeld aufbauen. Das liegt ihm besonders am Herzen. Gerade ist er in eine eigene Wohnung umgezogen. Nico soll die nächsten zwei Jahre weiter zur Tagesmutter und wenn er drei Jahre alt ist, in die Kita gehen. Der Antrag auf einen Kitaplatz ist bereits gestellt. Dank der Tagesmutter hat er etwas Zeit für sich und seine Hobbys, zukünftig wird er einem Nebenjob nachgehen. Nachmittags kümmert er sich intensiv um Nico: Dann steht unter anderem Kinderturnen auf dem Plan, und demnächst ein Kurs im Babyschwimmen. Rafael will dann auch bald wieder zurück in seinen Job, weg vom Bürgergeld und finanziell unabhängig werden. Sein Arbeitgeber hat die volle Unterstützung bereits signalisiert.  

Und was rät Rafael anderen Vätern, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen? „Meine Erfahrung als alleinerziehender Vater hat mich gelehrt: Man darf keine Angst haben. Alles mit Ruhe angehen, die Routine kommt mit der Zeit. Und wenn es nicht beim ersten Mal hundertprozentig klappt, dann beim zweiten Mal. Mein Motto lautet: Nie unterkriegen lassen und vor allem: Rat suchen, Hilfe annehmen! Wenn ich eines gelernt habe, dann das: Wir Väter können alles genauso gut wie Mütter, außer Stillen.“ 

 Das Interview wurde 2024 geführt. *Alle Namen geändert 

Wo finde ich Hilfe und Beratung? 

Das Verbundprojekt „Jugendliche Väter im Blick” von SKM Bundesverband e. V. sowie den Ortsverbänden in Düsseldorf, Osnabrück und Rheydt – gefördert von der Aktion Mensch – spricht junge Väter an und macht niedrigschwellige Einzel- und Gruppenangebote. Mit Unterstützung, Beratung und Begleitung der jungen Väter, praktischen Trainings und Angeboten, sich mit der neuen Rolle auseinander zu setzen, soll es den Männern ermöglicht werden, einen Kontakt zu ihren Kindern aufzubauen.  

Informationen zum Projekt erhalten Sie hier:  

SKM – Sozialdienst katholischer Frauen und Männer Düsseldorf e.V. 

Ulmenstraße 67, 40476 Düsseldorf, Telefon: 0211 4696-0 

info@skfm-duesseldorf.de 

SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste Rheydt e.V. 

Waisenhausstraße 22, 41236 Mönchengladbach-Rheydt 

Telefon 02166 130970, info@skm-ry.de 

SKM Osnabrück e. V. JuP!-Power für junge Papas 

Johannisstraße 24, 49074 Osnabrück, Telefon 0175 4385792, j.fechtemeier@skm-osnabrueck.de 

 

Bei Herausforderungen mit einer frühen Vaterschaft bietet auch die Online-Beratung von Echte Männer reden der Caritas leicht zugängliche und hilfreiche Unterstützung. 

 

Als junger Vater sollten Sie sich nicht davor scheuen, Elternberatungsstellen oder Jugendämter aufzusuchen, um organisatorische und rechtliche Fragen zu klären. Auch wenn Sie das Gefühl haben, aus Konflikten nicht allein herauszukommen, nutzen Sie gern das kostenlose Beratungsangebot einer Elternberatungsstelle. Dort bekommen Sie Antworten und Unterstützung! 

 

Haben Sie Fragen zur Schwangerschaft oder Ihrem Vatersein? Bei den Schwangerschaftsberatungsstellen erhalten (werdende) Väter professionelle und vertrauliche Beratung. Weitere Informationen erhalten Sie hier auf dem Familienportal.NRW.

 

Sind Sie noch in der Berufsausbildung?

Wenn Ihr Ausbildungsverhältnis auf einem Arbeitsvertrag beruht, können Sie in der Ausbildung Elternzeit nehmen. 

 

Sind Sie bereits berufstätig?

Viele Arbeitgeber bieten variable Arbeitszeitmodelle an. Wenn Sie die Elternzeit nutzen, finden Sie im Artikel Elternzeit auch für Väter hier auf dem Familienportal.NRW entsprechende Informationen und Tipps.

 

Sind Sie an einer Hochschule eingeschrieben?

Studierende Väter finden an den meisten Hochschulen Beratungsangebote zu wichtigen Themen rund um ein Studium mit Kind. Auch die Studierendenwerke informieren und bieten Unterstützung.

Echte Männer reden: Diese Beratungsangebote von Männern für Männer des SKM Bundesverbands e. V. bieten Unterstützung bei Fragen oder in Krisen – an vielen Orten in NRW. Niedrigschwellig, anonym und kostenfrei, online und offline. 

Der Verein Väter in Köln macht als anerkannter Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe emanzipative Familienbildung. Die Väter stehen dabei im Fokus. Das Angebot: Information und Beratung zu verschiedenen Themen rund um die Vaterschaft.

Hilfreiche Checklisten zu finanziellen Hilfen und staatlichen Leistungen für Familien und Kinder gibt es hier auf dem Familienportal.NRW: